E-books (zu finden auf Leo-Nord)

 „Über Menschen“ von Juli Zeh

 

In den neuen Roman von Juli Zeh kann man sich gut einfühlen, weil er u.a. auch die alltäglichen Coronabeschränkungen mit aufgreift. Die Hauptperson Dora zieht nach der Trennung von ihrem Freund, der sich nur noch um den Klimaschutz kümmert, in die ostdeutsche Provinz. Ein Haus in einem kleinen Dorf scheint ihr das richtige zu sein, um sich um niemanden mehr kümmern zu müssen und allen Beziehungsproblemen aus dem Weg zu gehen. Als sich der Nachbar Gote mit den Worten „ich bin der Dorf-Nazi“ vorstellt, zweifelt sie an dieser Entscheidung. 

 

 

Trotzdem bleibt sie mit ihrem Hund Jochen dort und nach und nach lernt sie mehr Dorfbewohner kennen. Alle sind auf ihre Art etwas eigenwillig und Dora fühlt sich hin- und hergerissen zwischen Ablehnung und Zuneigung. Auch das schwierige Verhältnis zu ihrem Vater wird mit eingeflochten und alles ist so lebhaft geschildert, dass man sich wirklich gut in das Dorfleben in Bracken hineinversetzen kann. Wie sie mit ihrem Nachbarn zurecht kommt, welche schwierigen aber auch schönen Momente Dora erlebt, das alles erzählt der Roman.

 

Andrea Eber


"Ein guter Tag zum Leben“ von Lisa Genova

 

Ich war neugierig auf das neue Werk der Autorin, nachdem „Mein Leben ohne gestern“ unter dem Originaltitel „Still Alice“ auch erfolgreich verfilmt wurde.

 

 Der Polizist Joe O´Brien bekommt völlig unerwartet die Diagnose „Huntington“ und dadurch verändert sich für ihn alles. Er muss sich damit auseinandersetzen, in absehbarer Zeit immer hilfsbedürftiger zu werden und schließlich zu sterben, ohne dass es ein Heilmittel oder auch nur eine medizinische Verzögerung der Krankheit gibt.

 

Huntington gilt als die grausamste Krankheit, die man kennt und in dem Buch werden viele interessante Details darüber gut verständlich erklärt. Nachdem die ersten Kapitel vor allem von Joe erzählen, kommt später die ganze Familie in den Mittelpunkt des Geschehens. Weil es sich um eine Erbkrankheit handelt, betrifft es alle vier erwachsenen Kinder in ganz besonderem Maße und wie sie jeweils damit umgehen wird gut nachvollziehbar geschildert. Hauptperson ist von nun an Katie, die sehr mit sich kämpft, ob sie durch einen Test überhaupt erfahren will, ob sie betroffen ist oder nicht und auch sonst von den bedrohlichen Gedanken an die Krankheit kaum noch los kommt.

 

Lisa Genova versteht es, so zu schreiben, dass man sich mitten im Geschehen fühlt und immer wieder überlegt, wie man sich wohl selbst verhalten würde. Sie weckt Verständnis für diese schlimme Krankheit, damit Betroffene nicht auch noch unter gesellschaftlicher Ausgrenzung leiden. Ich finde es fesselnd und sehr empfehlenswert.

 

Andrea Eber

 

 


„Das Mädchen, das den IS besiegte“

 von Farida Khalaf und Andrea Hoffmann

 

 Die 18-jährige Farida lebt glücklich in einem kleinen jesidischen Dorf im Irak. Dass der Krieg plötzlich nicht mehr nur im Nachbarland Syrien, sondern auch im nahen Mossul tobt, kann sie anfangs noch gar nicht richtig realisieren. Die Situation wird jedoch schnell immer bedrohlicher und es macht sehr betroffen, aus der Sicht eines jungen Mädchens mitzuerleben, wie sie von IS-Kämpfern verschleppt und schließlich verkauft wird.

 

 

Die enorme Brutalität der verschiedenen Männer, denen sie daraufhin ausgeliefert ist und ihr verzweifelter Versuch, sich dagegen zu wehren, sind so lebendig geschildert, dass man sich mitten im Geschehen fühlt. Man kann sich kaum vorstellen, wie sie da jemals wieder herauskommen kann. Sie hat es aber geschafft! Trotzdem gibt es das Leben, das sie vorher geführt hat, nicht mehr. Wo ist die Familie? Wo kann man in Frieden leben? Farida Khalaf und Andrea Hoffmann bringen mit diesem Buch das Schicksal vieler Mädchen und Frauen in den Kriegsregionen nahe und tragen damit hoffentlich auch zu mehr Verständnis für Asylsuchende bei.

 

Andrea Eber

 


„Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl

 

Jeder der sich mit seiner eigenen Persönlichkeit und immer wiederkehrenden Problemen beschäftigt, sucht früher oder später in Kindheitserlebnissen nach Ursachen dafür. Oft gelingt es aber nicht, die Erkenntnisse von der Verstandesebene auf die Gefühlsebene zu übertragen, so dass man trotzdem immer wieder in seine eigene „Falle“ tappt.

 Dieses Buch zeigt, dass es nicht nur ein „inneres Kind“ gibt sondern praktisch zwei: ein Schattenkind und ein Sonnenkind.

 

 

Es erklärt, wie man es schaffen kann,  das heutige Erleben bestimmter Situationen als Projektion negativer              

 Überzeugungen (Glaubenssätze) von früher zu entlarven und sich neue positiveGlaubenssätze anzueignen.

Um damit zu arbeiten ist vielleicht ein gedrucktes Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen und mit Merkzetteln versehen kann, besser geeignet. Für einen ersten Einblick und zum Ausprobieren der vielen Übungen ist das e-book auf jedenFall sehr geeignet.

 

Andrea Eber


E-book "Strafe" von Hakan Nesser und Paula Polanski

 

 Die Geschichte vom Schriftsteller Max Schmeling erscheint anfangs wie eine leicht zu lesende, nicht besonders tief gehende Erzählung. Eine angenehme Unterhaltung. Wenn sich dann aber die Erzählstränge mit der Lebensgeschichte seines Bekannten aus der Jugend verknüpfen, steigt die Spannung, wie es wohl weiter geht.

 

Erst in der zweiten Hälfte des Buches gibt es dann noch einen neuen Blickwinkel. Jetzt wird es schwierig, das Buch noch aus der Hand zu legen, weil sich nicht gleich erkennen lässt, was es wohl damit auf sich hat. Langsam zeichnet sich eine Wendung an und ich fragte mich, wer denn hier wofür bestraft werden soll? Auf den Titel nimmt das Buch nie direkt Bezug, aber gegen Ende wird es klarer.  Allerdings schwankt der Leser geraume Zeit zwischen verschiedenen Möglichkeiten, die alle irgendwie vorstellbar sind. Ich finde das Buch wirklich spannend, ohne dass es brutal zugeht - von wenigen Szenen abgesehen. Wer die Art mag, wie Sebastian Fitzek schreibt, dem empfehle ich auch dieses Buch.

 

Andrea Eber